Die norwegische Sprache

Die norwegische Gesellschaft hat sich seit dem Ölfund in den 70ern sehr gewandelt. Norwegen ist dadurch reich geworden und setzt dieses Geld oft klug für die Bevölkerung ein. Die Einwanderungszahlen stiegen, da vor allem Handwerk gut bezahlt wird. Polen und Litauer sorgen für einen Zustrom von Katholiken, die Pakistani, die oft „indische“ Restaurants mit der bekannten Küche aus dem Punjab betreiben, für muslimischen Anteil, aber natürlich gibt es nun auch Syrer und Ukrainer hier. Also auch ein buntes Gemisch an Sprachen. Hier wird vor der neuen Oper farbenfroh Werbung wohl für ein Restaurant gemacht:

Vielleicht zuerst was zur Geschichte, was ich wirklich interessant finde. Ein schönes Beispiel, wie eine Sprache durch Land und geschichtliche Ereignisse geformt wird.

Früher wurde ein Norwegisch gesprochen, wie es heute – so ungefähr jedenfalls – noch in Island ist. Die Königin von Dänemark, Margarete die Erste, wurde durch Tod ihres Sohnes und Ehemannes Herrscherin auch über Schweden und Norwegen. Diese Kalmarer Union ging 400 Jahre. In Norwegen wurde mehr und mehr dänisch gesprochen…

Norwegen war über Jahrhunderte das Armenhaus Europas, kaum fruchtbarer Boden (3%?), Fischerei und Schafzucht. Die einzige Stadt, die reich war, war Bergen über den Handel mit der Hanse. Nun, entsprechend nachlässig wurde Norwegen behandelt, als Kolonie, die man ausbeuten konnte, die aber nur wenig Aufmerksamkeit bekam. Es gibt einen guten historischen Film über Margarete (Die Königin des Nordens – ein Kriminalfall, der bis heute ungelöst ist. Im Film sprechen Deutsche deutsch, Dänen dänisch, Norweger norwegisch usw…) und beschreibt diese mittelalterliche Zeit ganz gut.

Zurück zur Sprache: Da die Regierung in Kopenhagen saß, wurden ALLE dort ausgebildet, Beamte, Pfarrer usw… und dann auch mal nach Norwegen geschickt. Mit der Pest starb ein Drittel bis zur Hälfte der Bevölkerung. Da die Priester oft die einzigen waren, die schreiben konnten, aber auch die Pestkranken pflegten, starben sie fast alle. Dadurch konnte kaum einer mehr norwegisch schreiben.

Mit der Reformation wurde nicht mehr in Latein gepredigt, auch nicht norwegisch, sondern: Dänisch. So wurde das Norwegisch über die Jahrhunderte immer dänischer über behördlichen Schriftverkehr und die Predigten in der Kirche. Natürlich in Oslo, oder Christiana, wie es damals hieß, sehr viel mehr als in abgelegenen Dörfern, wo maximal einmal im Monat ein Priester oder Beamter vorbeikam. So entstanden unglaubliche viele Dialekte, da das Land durch Fjorde und Berge sehr zerstückelt war und nur wenig Kontakt zu anderen bestand.

Heute gibt es sogar zwei amtliche Sprachen: Das Bokmål, was oft in Schulen gelehrt wird, aber auch das Nynorsk – Neunorwegisch. Dies entstand, als Norwegen sich wieder Richtung Unabhängigkeit bewegen durfte, und einer im Land herumreiste und die „alten“ norwegischen Redewendungen sammelte, damit sie nicht verloren gingen. Aus all dem formte er das neue Norwegisch, das aber heute nur noch circa 5% sprechen. Mit all den Dialekten, vor allem an der Westküste, ist die Sprache also nie einheitlich. Auch in den Nachrichten ist es erlaubt, in Dialekt zu sprechen.

Grammatikalisch ist norwegisch nicht so schwer, es gibt keine Deklination oder Konjugationen oder so viele verschiedene Fälle wie zB im Deutschen. Allerdings gibt es Vokale, die es im Deutschen nicht gibt und überhaupt ist – neben den Präpositionen – die Aussprache das Schwierigste. Dann kommt noch das Tonem dazu. Die „Melodie“ eines Wortes, eine leicht andere Betonung, die den Sinn des Wortes verändern kann. Das gibt es nur in ganz wenigen Sprachen, zB im Chinesischen. Falsch betont, macht man aus „Bauern“ „Bohnen“ oder aus dem Verb „finden“ werden „Finnen“ – okay, das erschließt sich wohl auch aus dem Zusammenhang und ist auch im Deutschen recht ähnlich….;-)

Ich lerne das sogenannte Bokmål, was die meisten sprechen. Das wird in der Regel auch in den Apps oder Sprachschulen vorgeschlagen und die meisten Norweger können es sprechen oder zumindest verstehen sie es Die Schweden sprechen hier gern schwedisch, weil sie davon ausgehen, verstanden zu werden, was auch oft klappt. Dänisch ist zwar leichter zu lesen, aber die Aussprache, vor allem bei den jüngeren Dänen, hat sich so sehr verändert, dass es eine Herausforderung für alle darstellt.

 
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