
Stand Ende Januar
Auf der Haben-Seite kann ich mittlerweile vorweisen: ich habe nicht mehr die Ausländernummer, sondern die RICHTIGE NORWEGISCHE Nationalnummer, über die ALLES läuft: Steuer, Versicherungen, Verträge usw, da ich hier nun ansässig und gemeldet bin. Ein Hausarzt – hier heißt das fastlege – wurde mir auch zugewiesen, das ging schnell und ist in manchen Gegenden schwierig, da Ärzte dort Mangelware sind. In Oslo aber wohl nicht.
Ich habe über Nils Anbieter eine norwegische Telefonnummer bekommen, so muss ich nun nicht mehr ständig, wenn ich außer Haus gehe, das roaming ausstellen und bin erreichbar. Der Problem bisher war, dass ich ohne die Bank ID keinen Telefonvertrag bekomme und es noch kein norwegisches Bankkonto für mich gibt. So kam das Angebot über Nils gerade richtig. Die Deutsche Nummer behalte ich noch bis Frühling, aber bitte schonmal die norwegische Nummer zumindest eingeben, ich benutze sie nun immer häufiger….
Ende Januar kann man sich für einen Sprachtest B2 anmelden, der im März stattfindet – wenn man denn einen Platz bekommt. Einige Apotheken-Ketten verlangen schriftlich einen bestanderen Test. Das letzte Mal meinte meine Sprachlehrerin, ich hätte B1, in manchen Feldern vielleicht auch schon B2, aber ich müsse noch üben, was ich nun täglich tue. Ich treffe mich nun auch mit Freunden ohne Nils und es geht schon ziemlich gut.
Ende Februar nehme ich wieder eine bürokratische Hürde. Glücklicherweise ganz zufällig, ich glaube so beim 20. Versuch, ich saß am Montag morgens um 7h am PC, bekam ich einen frei gewordenen Platz, um mich bei der Polizei zu melden. Das muss jeder tun, der länger als 3 Monate sich hier aufhält. Ich saß sonst immer 10, 15 Minuten vor dem Bildschirm um immer das gleiche auszufüllen, die mail abzuschicken, auf die Bestätigung zu Warten, wieder auf die HP, einen Code eingeben usw um dann zu lesen: Es sind keine Termine frei das nächste halbe Jahr – und für danach werden noch keine Termine vergeben. Tja… auch dieses Thema ist also zumindest auf dem Weg und dann bald erledigt. Noch eine Hürde genommen.
Auf der Soll – Seite ist, dass ich immer noch keine Arbeit habe. Ohne mein Yoga wäre ich bestimmt schon ein paarmal die Wände hoch. Einerseits ist die Freundlichkeit zwar da, aber sie ist völlig unverbindlich, leider manchmal auch gepaart mit Unwissen – bestes Beispiel: meine Versuche, ein Bankkonto zu bekommen. Andererseits bin ich nicht nach Oslo gezogen, um irgendwo außerhalb von Oslo anfangen zu arbeiten. Ein Hauptgrund war, dass wir möglichst viel Zeit zusammen verbringen. Auch werde ich keine 20 Jahre mehr arbeiten, also sind meine Anspräche auch hoch, okay… aber mich im 2. Satz zu fragen, ob ich Vertretungen mache, fand ich ziemlich dämlich… noch nie in Norwegen gearbeitet und dann gleich die Chefin ersetzen? Aber von vorn:
Da ich keinen Arbeitsvertrag hatte (das war FAST immer die erste Frage, weil oft die jüngeren Leute nach ihrem Abschluss hierher ziehen, weil die Bezahlung besser ist), versuchten wir es quasi über Familiennachzug.
Meine Güte, ich wusste zwar, dass es Scheinehen gibt, aber WAS da alles abgefragt wurde, war zT ziemlich privat und offenbarte so viele mögliche Optionen, dass wir manchmal lachen mussten („Konnten sie nein zur Hochzeit sagen?“). Alles sollte auch mit Fotos belegt werden. Wir packten einfach meine Fotobücher der letzten 7 Jahre ein – sie wollte dann kein einziges Bild sehen -und war SEHR nett.
Allerdings meinte sie, Familiennachzug ginge aus verschiedenen Gründen nicht (ich erspare euch das nun, das ist eher lächerlich), so dass ich also nun Arbeitssuchender bin. Also: Bewerbungen auf Norwegisch, Lebenslauf, Empfehlungsschreiben, anerkannte Approbation, Anschreiben etc. Hatte ich irgendwann alles zusammen. Nun, wohin?
Haben Sie schonmal in Norwegen gearbeitet? Nein. Ach so…..
Waren Sie schon bei der Polizei? Nein, die vergibt gerade keine Termine, weil sie für sowas keine Zeit hat. Ach so….
Haben Sie eine Bank ID? Nein, weil ohne Meldung bei der Polizei gibt es kein Bankkonto und keine Bank ID. Ach so….
(eine Bank ID ist die sicherste und wohl hochrangigste Möglichkeit, sich elektronisch zu identifizieren, wohl inklusive einer Bonität – ohne die existiert man quasi elektronisch gar nicht…)
All diese Reaktionen führten mit der zusätzlichen Bemerkung, ich müsse halt schon gut norwegisch können um die Leute zu verstehen, weil es hier auch noch viele Dialekte gäbe, JEDES MAL zu einem Ignorieren meiner Bewerbung.
Die eine Kette will, dass man sich an die Zentrale wendet. Die nächste Kette will, dass man sich in den Apotheken, die eine Stelle ausgeschrieben haben, persönlich vorstellt. Das lief dann oft so ab: Ach, die Anzeige, tja, die ist schon ziemlich alt, nein, die ist nicht mehr aktuell. Ach, die Bewerbung per mail, tja, ich hatte noch gar keine Zeit… wollen sie sie mal sehen, ich habe sie dabei…. Ja…. Das hört sich ja interessant an, sie hören von uns…. (Nie wieder was gehört…) Usw… nicht unbedingt ermutigend.
IMMERHIN habe ich nun einen Praktikumsplatz bei einer recht großen Apotheke mit vielen Mitarbeitern. Da rechne ich mir die Chance aus, dass vielleicht tatsächlich jemand Zeit hat, mir was beizubringen – wie ich das jahrelang am Hauptbahnhof in Hamburg gemacht habe. Außerdem führt sie Homöopathie, was so gut wie nie vorkommt in Norwegen (ist nach Dafürhalten der meisten -oft konservativen- Norweger nämlich alles Blödsinn)
Dafür muss mein geliebtes Arbeitsamt, wo ich mittlerweile bekannt bin, weil ich recht oft dort aufschlage (ohne Bank ID müssen sie vorbeikommen, gell!!!) eine Art Vertrag schließen mit meinem künftigen Chef, da das Praktikum NICHT bezahlt wird und er nicht wegen Sklavenhalterei angeklagt werden will. Meine Sachbearbeiterin meldet sich nun aber seit Wochen nicht. Ich scheine aber kein Einzelfall zu sein… wenn ich dort bin am Empfang sind sie immer alle nett und schreiben an meine „veileder“ = Weg-Weiser. An so einen „interessanten“ Fall will aber anscheinend keiner ran, oder es ist so anders = kompliziert, dass es erstmal hin- und her geschoben wird. Nun, ich hoffe weiter…